Ursprünge des Karate

Es wird angenommen, dass die früheste Form von diszipliniertem, unbewaffnetem Kampf in Indien und China ihren Ursprung hat.
Klarheit kommt in die Geschichte des Karate erst mit seinem Erscheinen auf der Insel Okinawa. Karate entwickelte sich aus dem chinesischen Kung Fu heraus auf Okinawa, der Hauptinsel der Ryūkyū-Inselkette, die sich von Japan bis nach Taiwan erstreckt. Die Bewohner dieser heute zu Japan gehörenden Insel standen bereits im 14. Jahrhundert mit dem chinesischen Festland in regem Handelsaustausch. Händler und Fischer, die für längere Zeit in China blieben, wurden dort in Kung Fu ausgebildet und brachten die chinesischen Kampftechniken dann in ihre Heimat. Dort vermischten sie sich mit dem einheimischen Kampfsystem des Te und entwickelten sich so zum Okinawa-Te weiter. Später wurde Okinawa-Te dann in Kara-Te – was übersetzt „leere Hand“ bedeutet – umbenannt.

 

Das moderne Karate

Gichin Funakoshi (1868–1957) war einer der grössten Karate-Meister. Er gilt als Vater und Begründer des modernen Karate-do. Anfangs des 20. Jahrhunderts gelang es ihm, die bis dahin nur im Geheimen trainierte waffenlose Kampfkunst auf Okinawa zu verbreiten. Er sah im Karate nicht nur eine effektive Verteidigungsmethode, sondern vielmehr einen Weg, um Körper und Charakter zu entwickeln, so prägte er den Satz:
„Das höchste Ziel im Karate-do ist nicht der Sieg oder die Niederlage, sondern die Perfektion des menschlichen Charakters.“
Im Jahr 1922 wurde Funakoshi vom japanischen Bildungsministerium eingeladen, in Tokio die Kampfkunst Karate vorzuführen. Er blieb in Tokio und gründete dort zwei Jahre später sein erstes Dojo.
Gichin Funakoshi gründete den Shotokan-Stil, einen der drei ältesten Karatestile. Die anderen beiden Stile waren Goju Ryu, gegründet von Chojun Miyagi und Shito-Ryu, gegründet von Kenwa Mabuni. Beide Gründer waren Schüler von Meister Funakoshi. Die meisten neueren Stile gehen auf eine Kombination dieser drei Karatestile zurück.

 

 

Sensei Tani

Meister Chojiro Tani (1921–1998) begann mit Karate in Kyoto und trainierte zuerst Goju-Ryu bei Meister Miyagi. Nach der Graduierung zum 2. Dan wechselte er zu  Shito-Ryu und trainierte bei Sensei Mabuni. Nach dem Tode von Sensei Mabuni 1952 gab es keine Organisation, die seine Schüler zusammengehalten hätte und sie teilten sich in verschiedene Gruppen auf.

Meister Tani, einer von Sensei Mabunis höchstgradierten Schülern, eröffnete sein eigenes Dojo in Kobe (Japan). Er nannte es „Das Shukokai“, was in etwa bedeutet: Leute treffen und zusammen unter einem Dach trainieren. Das Dojo gab auch dem Stil seinen Namen: Shukokai. Meister Tani ermutigte seine höchstgradierten Schüler, ihre eigenen Ideen zu entwickeln und insbesondere zwei davon, Meister Fujiwara und Meister Kimura, entwickelten den heute bekannten Shukokai-Stil weiter.

 

10th Dan

SOKE SHIGERU KIMURA

Getrieben von der Lehre, zu lernen Tradition bedeutet in den meisten Fällen exakte Reproduktion. Doch was, wenn man stattdessen Entwicklung und Kreativität zur Tradition erklärt? Die Lehre des Grossmeisters und Gründers Shigeru Kimura beinhaltet beständiges Vorantreiben und Verbessern von Körperverständnis und Technik. Seine Tradition ist im Hier und Jetzt und das Ziel eine Armlänge entfernt.

Soke Shigeru Kimura verstarb vor 20 Jahren im Alter von 54 Jahren überraschend an einem Herzversagen. Er hinterliess eine Vision, die durch seine Schülerinnen
und Schüler bis heute weiterlebt. Diese Vision liegt in der Faszination für die Möglichkeiten unseres Körpers begründet. Kraft, Schnelligkeit und Kontrolle sind Parameter, die uns Soke Kimura als konstante Begleiter auf den Weg zur perfekten Technik mitgegeben hat. Der
Weg zur Perfektion besteht im ständigen Aushandeln dieser Möglichkeiten.

„People have the wrong idea if they think Shukokai is a one punch or one kick system. I have heard this said before. They are looking at it from the outside. They must come in and see for themselves, to find out the truth.“

Soke

 

Er war überzeugt davon, dass eine Technik nach ihrer Kampftauglichkeit hinterfragt werden und sich verändern kann. Diese Überzeugung lehrte er seinen Schülerinnen und Schülern und lebte sie ihnen überall, wo er trainierte, vor. 1995 gründeten die heutigen Länderchefinstruktoren den Verband KSI – Kimura Shukokai International. Ein Alleingang der Länder stand nie zur Diskussion, denn Teil Soke Kimuras Lehre ist der gemeinsame Versuch, Körpertechnik zu optimieren, wofür der Austausch unentbehrlich ist.
„Shukokai“ bedeutet so viel wie „Leute treffen und zusammen unter einem Dach trainieren.“ Soke Kimura reiste viel, um in verschiedenen Ländern der Welt zu lehren und den Austausch zu suchen. Alter, Nationalität, Sprache und Kultur spielten keine Rolle. Zusammen mit seinen Schülern analysierte und studierte er jede Körperbewegung, um ihr Schnelligkeit und Kraft auf natürliche Weise abzugewinnen. Er lehrte das Verständnis für die Bewegung und für das Körpergefühl. Nicht die End position allein zählt, sondern vielmehr die Bewegung zwischen Anfang und Ende.

„To do karate well you must first know your body well.“

Soke Kimura

 

Das Konzept seiner Lehre ist in dem Sinne einfach: „Sag’s mir nicht, zeig’s mir“ – so simpel aber massgebend erklärte er, wie ein Karateka Bewusstsein entwickeln kann für die praktizierte Bewegung. Diese Bewusstseinsentwicklung ist ein Prozess. Anstrengung, Kreativität, Mässigung, Geduld und Respekt  – dies sind die Worte, die uns im Dojo begrüssen, bevor wir uns auf die Matte stellen und mit jeder Trainingseinheit die Vision des Grossmeisters aufs Neue zum Leben erwecken.

Soke Kimura hat eine Vision hinterlassen, die heute noch Tausende von Menschen fasziniert und zusammenbringt. Ein Vermächtnis mit solch einer Kraft, die bis heute nachwirkt.

„One punch, one kill“

„One punch, one kill“ zitiert Soke Kimuras Maxime vom perfekten Schlag. Im Shukokai Karate versuchen wir, mit jeder Technik die grösstmögliche Wirkung zu erzielen. Das Zitat richtet sich an die Leistung, die jeder Karateka erbringen soll, und ist symbolisch gemeint: Wir wollen Kraft, Schnelligkeit und Kontrolle so perfektionieren, dass diese eine Technik alles entscheiden könnte. „One punch, one kill“ bezeichnet sinnbildlich das Streben nach dem inneren Sieg. Ein Streben, das ein ewiger Kampf bleiben wird.

„Some people think that power comes from the hand or the foot, others say it comes from the hip. But the true secret is in the grip. The way you stand. Your feet. Your roots.“

Soke Kimura

 

SHAKU KU MO

Soke Kimura wurde nach seinem Tod im Dojo aufgebahrt. Dort gab ihm ein buddhistischer Mönch für die bevorstehende Reise den Namen Shaku Ku Mo. Diesen Namen haben seine Frau, seine Freunde und seine höchstgradierten Schüler, die zwei Tage lang Totenwache hielten, als Mantra immer wieder aufgesagt: Shaku Ku Mo, Shaku Ku Mo, Shaku Ku Mo,… Der Mönch schrieb für Shihan Steve die Bedeutung dieses Namens auf. Shaku von Shakyamuni Shaku steht für Shakyamuni, den Gründer des Buddhismus und vertritt den Schüler des Buddhismus, der nach der Wahrheit sucht und andere zur Wahrheit führt. Ku = Null/Nichts „Ku“ für Karate, was „leer“ „Himmel“ bedeutet. „Ku“ ist die wesentliche Grundlage des Buddhismus, übersetzt als „Leere“, „Nichts“ oder „Inhaltslosigkeit“. Dies gibt uns den Sinn für Selbstlosigkeit in unserem Leben. Mo = Gedeihen/Wohlstand Mo, derselbe Charakter von „Shigeru“ und bedeutet „alle Gräser wachsen voll und füllen die Gegend.“

KIMURA SHUKOKAI INTERNATIONAL

Shukokai-Karate zeichnet sich durch Schnelligkeit, Kraft und Dynamik aus. In keinem anderen Stil wird die natürliche Mechanik des Körpers so effizient genutzt und in explosive Bewegung umgesetzt.

Organisation

Kimura Shukokai International wurde 1995 nach dem überraschenden Tod von Soke Shigeru Kimura von den vier höchstgradierten Chefinstruktoren gegründet. Die Shihans Eddie  Daniels aus  Grossbritannien, Bill Bressaw aus den USA sowie die zwei Südafrikaner Chris Thompson und Lionel Marinus leiten partnerschaftlich die internationale KSI-Organisation. Alle vier Shihans stehen im 9. Dan. Sie trainierten über 25 Jahre mit  Soke Shigeru Kimura zusammen und widmen sich unermüdlich der Weiterentwicklung und Verbreitung von Soke Kimuras einzigartigen Techniken.
Kimura Shukokai International ist die offizielle internationale Organisation für Kimura-Shukokai-Karate. Sie unterhält Länderorganisationen in 20 Ländern auf vier Kontinenten.

Shihan Eddie Daniels 9th Dan (4th May 1949 – 25th January 2020)

 

On behalf of all Swiss Sensei’s, students and myself i send our deepest condolences to Sensei Solfrid, Audun, Mia and all the English students for the tragic loss of a great man.
He is gone but not forgotten. The K.S.I. students who trained under him will remember his technique and teachings forever.
I, as many other K.S.I. karate ka, will miss his presence as a leader, teacher and a friend.

Shihan Steve Lunt.

KSI-Events

Ein Stil, der sich nicht weiterentwickelt, stirbt. KSI fördert daher systematisch die Weiterentwicklung der Techniken, des Wissens und der Geisteshaltung auf allen Ebenen. Internationale Chefinstruktorentreffen, Schiedsrichterkurse, Gasshukus (intensive, meist mehrtägige Trainings), Trainingsaustauschprogramme und im jährlichen Wechsel Europa- und Weltmeisterschaften bilden das Gerüst des Erfahrungs- und Wissensaustauschs.